Es ist das Jahr 1974 und Edward Dunford ist zum neuen Gerichtsreporter für Neuengland geworden. Ein Mädchen namens Clare Kemplay ist verschwunden, wahrscheinlich liegt eine Entführung vor. Dunford wittert hier seine große Chance, er will es mit einem Artikel auf die Titelseite schaffen. Durch Zufall schnappt er auf der Beerdigung seines Vaters weitere Informationen auf, weitere Fälle von verschwundenen Mädchen, die bereits länger zurückliegen, soll es gegeben haben. Gibt es zwischen diesen Fällen und dem Verschwinden Clare Kemplays einen Zusammenhang? Die Polizei sieht das nicht so oder sie will es nicht so sehen, doch Edward Dunford will diesen Fall mit aller Gewalt aufklären. Damit begibt er sich auf einen gefährlichen Pfad!
- Meinung -
Satte 8 CDs benötigt die Adaption von David Peaces Kriminalstory. Vielleicht einen Tick zu viel, denn es gibt doch schon ein paar erhebliche Längen, auch wenn die Story an sich im Kern ziemlich spannend und packend ist und sein kann. Meiner Meinung nach hätten es 1-2 CDs weniger sogar auch getan, aber es ist, wie es ist, die Bearbeitung ist ziemlich in die Breite gegangen und das nicht zum Wohle des Hörbuchs. Was mich auch gestört hat ist die Fäkalsprache in dieser Story. Sicher, Peace will den Geist dieser Zeit einfangen und auch eine gewisse Gruppe der Gesellschaft darstellen und auch ansprechen, aber ob es dann auch mit dieser überzogenen Direktheit und Gossensprache getan ist, wage ich zu bezweifeln. Wenn er schockieren will, dann hat er das zwar auch nicht ganz geschafft, aber am Kopf dürfte man sich bei bestimmten Szenen schon kratzen. Auch hier wäre weniger mehr gewesen. Mit der Figur es Edward Dunford hat David Peace es aber geschafft einen Charakter zu erschaffen, mit dem man mitfiebern kann, der in allerlei harte Situationen gerät und das erzeugt immer wieder Spannung und daraus bezieht diese Geschichte eigentlich auch seine Stärke, nämlich nicht aus dem Fall an sich, sondern aus der Hauptfigur Dunford. Das kann wiederum aber auch eine Sache der Bearbeitung und Story an sich sein, so dass der Protagonist an sich "stärker" ist, als das ganze Drumherum. Dabei sollte man aber auch nicht aus dem Auge lassen, dass es sich hier um einen Mehrteiler handelt, der sich über mehrere Jahre erstreckt und sich die Story so noch nicht ganz entfalten kann. Das wird man noch sehen, aber das Ergebnis hier steht fest, inhaltlich landet 1974 für mich nur im oberen Mittelmaß, da war einfach mehr drin.
Michael Hansonis ist der Sprecher, der uns durch dieses Hörbuch führt und das macht er wirklich sehr gut. Er trifft stets den richtigen Ton, um die Charaktere glaubwürdig darzustellen und das über die gesamte Distanz, Ausrutscher oder Versprecher sind mir nicht aufgefallen. Mit Hansonis hat man also den richtigen Mann gefunden, der diesen Stoff ordentlich rüberbringen kann. Doch er ist ein Multitalent, denn er spricht hier nicht nur, er ist auch noch für einen anderen Part verantwortlich.
Aber für welchen denn, mag man sich jetzt fragen, das ist doch eine reine Lesung, oder? Nicht ganz, denn immer wieder gibt es am Anfang eines Kapitels Musik, die aus dieser Zeit stammen könnte und auch dafür ist Michael Hansonis verantwortlich. Dazu kommen noch ein paar Geräusche, aber auch die gibt es immer nur am Anfang eines neuen Abschnitts. Da hätte man eventuell konsequenter arbeiten können und das komplette Werk untermalen sollen, so hätte man auch den Längen möglicherweise entgegenwirken können.
Kürzt man hier mehr, dann wäre dieses Hörbuch ein klarer Fall für alle Krimifans gewesen, so wird man aber nicht jeden ansprechen können. Trotz dieser Umstände würde ich diese Produktion im oberen Mittelfeld einordnen, vielleicht sogar als gut. Vielleicht wird man sich beim Megaeins Verlag mit den möglicherweise folgenden Adaptionen steigern.
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