Ein Interview mit Helmut Krauss

25.03.2003

 

Viele kennen Sie nur als "Nachbar Paschulke", doch wer ist Helmut Krauss wirklich, können Sie sich kurz vorstellen?

Ich bin 1941 in Augsburg geboren, schon seit meinem 16.Lebensjahr Bühnenschauspieler, lebe seit ca. 40 Jahren in Berlin, habe hier viel Theater gespielt, eigene Theater-Projekte geleitet. Im Fernsehen erschien ich erstmalig als Zivilfahnder "Django" in der Berliner Polizeiserie "Direktion City". Danach zahlreiche Fernsehspiele, zuletzt zu sehen gewesen als Chauffeur Schürmann in dem Film "Goebbels und Geduldig". Außerdem arbeite ich noch als Coach für junge Darsteller. Meine neue Liebe gehört dem Musical ("Emil u. die Detektive" in Berlin und Hamburg, im Sommer als "Doc" in "West Side Story" auf der Bregenzer Seebühne. ) Ausführliche Vita auf meiner homepage: helmutkrauss.de

Wie lange sind Sie schon als Synchron- und Hörspielsprecher tätig?

Radio mache ich schon seit vierzig Jahren in allen Bereichen (Nachrichten, Literaturlesung, Feature, Hörspiel, Jugendsendungen...), Synchronarbeit kam dann erst später dazu, dann immerhin gleich in großen Rollen (siehe homepage)

Macht ihnen die Arbeit immer noch Spaß wie am ersten Tag oder sogar noch mehr?

Das Schöne am Schauspielerberuf ist, daß man sich immer wieder neu mit sich selbst, den Rollen und den Mitspielern auseinandersetzen muß. Das kann also nie langweilig werden. Mit zunehmender Erfahrung und Sicherheit macht es auch immer mehr Spaß. Natürlich gibt es auch mal Sachen, die man weniger gern oder nur wegen des Geldes macht. (Ich pflege dann zu denken: "Hoffentlich sieht's keiner") Kommt aber immer seltener vor.

Wie empfanden Sie die Arbeit in Sachen "Blackout"? War die Rolle des Paul Spense interessant und war sie schwer einzusprechen?

Die Arbeit an "Blackout" war sehr angenehm. Alles stimmte: Text, Studio, Regie, Kollegen... Der Paul Spense schien mir wie auf den Leib geschrieben, zumindest auf den Punkt besetzt, weil ich viele solcher Schauspieler spreche, einem gewissen "Trash" im Filmgeschäft bin ich gar nicht abgeneigt.

Haben Sie das Hörspiel schon in voller Länge gehört? Wenn ja, wie finden Sie es?

Leider habe ich noch nichts gehört. Während der Produktion tu ich das nicht gerne, weil man sich selbst nicht mit dem nötigen Abstand hört. Nur, wenns mal für die Regieanweisungen wirklich wichtig ist, hör ich mir was an.. Jetzt warte ich gespannt auf die Endfassung, aber, wie ich mich kenne, laß ich die auch erst mal liegen, bis ich mich danach fühle...

Was halten Sie von der Thematik von "Blackout"? Es ist ja nun kein "leichtes" Thema.

Das Thema ist hochbrisant und für mich sehr wichtig. Ich bin zwar erst in der Nachkriegszeit aufgewachsen, habe aber da noch viel von der Vergangenheit gespürt. Außerdem war es auch immer mein Thema in Theater- und Literaturproduktionen. Ich glaube, diese Vergangenheit ist noch lange nicht aufgearbeitet, jeder trägt was davon mit sich herum, wie eben auch Paul Spense... Ich habe z.B. meine Eltern nie kennengelernt, die in dieser Zeit gelebt haben, und bin daher immer auf der Suche nach Spuren...,

Wie war die Arbeit mit den Kollegen? Kannten Sie einige schon von vorherigen Arbeiten?

Die Kollegen kannte ich meist nur vom Renomee oder vom Hören, mit einigen hatte ich schon gearbeitet, so z.B. mit Ulrike Frank auf der Bühne und im TV. Am schönsten war es mit den älteren Kollegen. Ich mußte dabei immer daran denken, ob ich im hohen Alter auch noch so fit und interessant bin, obwohl ich ja auch nicht mehr der Jüngste bin...

Man hört Sie in letzter Zeit immer häufiger in diversen Hörspielen, haben Sie sozusagen "Blut geleckt"?

Das stimmt so nicht; ich habe schon unzählige Hörspiele in allen deutschen Sendern produziert; diese Hörspielszene, wie sie jetzt entsteht, ist vielleicht neu und dadurch bekannter. Ich finde diese Entwicklung gut; die Leute haben genug von dem TV-Bilder-Beschuß, und wollen wieder mehr ihre eigene Phantasie spielen lassen...

Welche Produktionen stehen für Sie demnächst auf dem Plan?

Ich werde weiter Hörspiele für den WDR und SWR, diese Woche für das DeutschlandRadio machen, im Mai drehen wir neue Folgen von Löwenzahn, dazwischen spreche ich, wie jedes Jahr, die Erzähler-CD für die Karl-May-Festspiele in Segeberg ein, und ab Juni bin ich dann in Bregenz... Das Synchrongeschäft ist wegen der Kirch-Ereignisse gerade etwas mager, außerdem kommen meine Schauspieler wegen des Alters immer weniger vor, naja und das gegenwärtige Schicksal von Marlon Brando, meinem Lieblingsschauspieler...????

Haben Sie Interesse mal eine feste Rolle in einer Hörspielreihe zu übernehmen? Welche wäre für Sie denn interessant?

Kann ich so nicht beantworten, ich mache alles gern. Und eine feste Rolle bindet einen ja auch.. Ich habe allerdings gerade eine in einer neuen Kinderserie von KIDDINX angefangen.. Mal sehen...

Wie empfanden Sie die Master of Chess Tour mit den "Drei Fragezeichen"?

UNBESCHREIBLICH! Es ist toll, daß man mit so einem Format eine richtige Rock ‚n Roll-Tour starten kann. Volle Säle, begeisterte Fans und auf der Bühne lauter herrliche Kollegen. Ich kenne Oliver und Andreas ja schon als Kinderstars, habe mit ihnen auf der Bühne gestanden und synchronisiert... Ich freue mich schon auf die Tour im April/Mai, obwohl ich da ein wenig Probleme mit meinen Drehterminen habe...

Haben Sie noch ein paar abschließende Worte an die Fans?

Bleibt uns und euch treu! Ich freue mich immer, wenn ich über eure Ohren in eure Herzen gelangen kann! Und natürlich KEIN KRIEG! KEIN FASCHISMUS! KEINE WELTHERRSCHAFT FÜR NIEMANDEN! LOVE AND PEACE!

Ich bedanke mich für das Interview.


Der Link:
Helmut Krauss

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